Gruppe 1:
Wegen Corona starteten wir auch dieses Mal in zwei Gruppen und mussten während der ganzen Exkursion Masken tragen. Die erste Gruppe startete um 7.00 Uhr am Zürich HB. Weiter ging es dann mit der S2 nach Oerlikon, von wo aus wir den Bus auf den Hönggerberg nahmen. Als wir ankamen, war das Wetter zwar nicht besonders gut, aber es verbesserte sich im Laufe des Tages.
Bereits am Waldrand wurden wir von einem lauten Vogelkonzert begrüsst. Darunter ca. sechs Rotdrosseln, viele Stare, ein Grün-, ein Schwarz- und ein trommelnder Buntspecht! Als alle alles gesehen hatten, zeigte uns Nicolas auf dem Handy, nach welchen Spechtarten wir in diesem Wald suchen sollten: Schwarzspecht, Buntspecht, Mittelspecht, Grünspecht und eventuell noch der Kleinspecht kommen am Hönggerberg als Brutvogel vor! Er zeigte uns auch noch Brutorte der Spechte am Hönggerberg, darunter eine verlassene Mittelspechthöhle, welche sich direkt neben dem Weg befand. Plötzlich entdeckte jemand zwei Mittelspechte, die sich aber schnellstmöglich aus dem Staub machten. Leider haben sie nur zwei Personen aus der Gruppe gesehen. Dies war jedoch nicht allzu schlimm, weil wir später noch insgesamt vier Mittelspechte sahen, wobei einer sehr nahe war und sich super beobachten liess.
Von der letztjährigen Exkursion kannten wir noch den Standort einer Schwarzspechthöhle. Jedoch sahen wir dort einen Kleiber, der aus dem Höhleneingang ein und aus ging. Es scheint, als hätte er die Höhle für sich beansprucht. Denn wenn er den Höhleneingang nach Kleiber-Art zukleistert, passt nur noch er selbst, nicht aber der viel grössere Schwarzspecht durch das Löchlein.
In der Nähe der Höhle sang auch noch eine Singdrossel, die immer ca. 3-mal das gleiche Element von sich gab und dann zu einem anderen Element wechselte. Den Schwarzspecht sahen wir aber den ganzen Tag nicht. Als wir weitergingen, rief plötzlich jemand: „Ein Kleinspecht!“ Er rief aber nur 1-mal, und wir waren alle nicht sicher.
Um 9.45 Uhr machten wir eine halbstündige Pause, um unsere Energiereserven etwas aufzutanken. Nach einiger Zeit entdeckte Nicolas einen Pfad. Wir gingen darauf weiter und entdeckten kurz darauf eine Erdkröte, die mitten auf dem Weg lag. Alle dachten, sie wäre tot, aber glücklicherweise rührte sie sich noch ein bisschen. Nicolas rettete sie und legte sie neben den Weg, sodass wir mit gutem Gewissen weitergehen konnten. Nach kurzer Zeit entdeckten wir nochmals eine Erdkröte, die auf dem Rücken lag, aber sie auch sie lebte noch! Nicolas legte sie wieder neben den Weg. Plötzlich vernahmen wir das Quaken einer Stockente. Nach ca.100m sahen wir einen Teich mit ca.30 Erdkröten und einem Stockenten-Erpel. Eine der Erdkröten paarte sich sogar mit einem Grasfrosch!
Am Waldrand bei der Schwarzspechthöhle trafen wir auf die zweite Gruppe und tauschten uns noch kurz aus.
Da war die Zeit auch schon rum, und wir machten uns auf den Weg zur Bushaltestelle Hönggerberg.
An diesem Morgen konnten wir hier – mitten in der Stadt Zürich – aber so viele tolle Vogelarten beobachten, dass diese erlebnisreiche Exkursion sicherlich in guter Erinnerung bleiben wird!
Was die 2. Gruppe in dieser Zeit wohl erlebte?
Eine halbe Stunde besser ausgeschlafen und mindestens doppelt so gut gelaunt machte sich auch die zweite Gruppe auf den Weg zum Hönggerberg. Der lokale Zürcher Wald war schnell erreicht und gefüllt mit Ornithologen, Joggern und Spaziergängern. Alle profitierten vom kühlen, aber freundlichen Wetter und kreierten eine bunte Mischung, etwa so wie der Wald an sich. In jungen Jahren ist dieser nämlich zu einer Art Versuchslabor für die ETH geworden. An einer Stelle zum Beispiel sind alle mitteleuropäischen Waldbaumarten angepflanzt worden, an einer anderen Stelle wurde ein Mittelwald betrieben. Dies ist eine alte Fortwirtschaftsart, bei der der Wald bewusst zwischen Niederwald und Hochwald steht. Das ist natürlich alles furchtbar interessant, dennoch waren die Bäume uns im Vergleich zu den Vögeln ein bisschen zu hölzern.
Unsere Aufmerksamkeit galt schon kurz nach Betreten des Waldes den zahlreichen Vogelstimmen, die um uns erklangen. Eine hervorragende Möglichkeit, sich im Erkennen zu üben. Ein Gartenbaumläufer hüpfte getarnt an einem Stamm empor, und die Stare verwirrten uns ein wenig, wie sie es so gerne tun.
Immer wieder waren dunkle Löcher in den Bäumen zu entdecken, hinterlassen von den Spechten, die wir entdecken wollten. Sie blieben bis auf ein paar Buntspechte anfangs noch verborgen, die Höhle der Schwarzspechte fanden wir ohne die Architekten vor. Dafür zeigten sich die hübschen Kleiber von ihrer besten Seite, ein Exemplar kletterte an einem Stamm auf Bodenhöhe herum und ignorierte uns höflich, als wir uns zum Betrachten näherten. Ein Zaunkönig sang so wackelig, dass wir zweimal hinhören mussten und ihn prompt “Zaunprinz” tauften. Ihn schien das nicht gross zu kümmern, er äusserte sich munter weiter, Übung macht ja schliesslich den Meister.
Wenig später trafen wir zum ersten Mal auf die wohl seltenste Art des Tages; ein Mittelspecht wurde in einer fernen Baumkrone entdeckt.
Kurz danach trafen wir auf einen riesigen Asthaufen, der von lauter kleinen Nagetieren gefüllt war. Zu einem gewissen Zeitpunkt waren bis zu zehn Mäusen zu erspähen. Leider waren sie sehr hyperaktiv und wollten für kaum ein Foto still halten. Hier verblieben wir eine Weile und entdeckten dabei auch einen Mäusebussard-Horst, der gerade gebaut wurde. Danach liess sich auch der Mittelspecht ein zweites Mal blicken, dieses Mal etwas näher. Er bot uns auch die Möglichkeit, seinen weicheren Ruf mit dem des Buntspechts zu vergleichen.