Einmal im Jahr besucht ein regelmässiger, aber spärlicher Zugvogel während etwa zwei Wochen auf seinem Weg von der nordischen Tundra nach Nordafrika die Schweiz. Zwar wird der Mornellregenpfeifer manchmal auch zu anderen Zeiten und auch an anderen Orten beobachtet, doch der Cassonsgrat ist und bleibt rund um den 1. September der absolute helvetische Mornellregenpfeifer-Hotspot. Deshalb quälten sich 14 Natrixlerinnen und Natrixler frühmorgens aus den Federn, denn den Aufstieg auf das über 2600 Meter hoch gelegene Plateau muss man sich erst einmal verdienen. Bis vor etwa fünf Jahren gab es eine kleine Luftseilbahn, die Wandervögel und Ornithologen hier hinaufbrachte, doch seit sie stillgelegt und abgebrochen wurde, wird der Ornithologe und Naturfotograf zum Sportsmann, wenn er seine Ausrüstung über 800 Höhenmeter hier nach oben tragen will. Dennoch schafften wir den Aufstieg in nur etwas mehr als zwei Stunden und wurden prompt belohnt. Schon nach vielleicht etwa zehn Minuten entdeckte Florian den ersten «Morni».
Am Anfang beschränkten sich unsere Beobachtungen auf weiter entfernte Exemplare, die in der flimmernden Luft nicht immer leicht auszumachen waren. Doch schnell kamen wir ihnen (bzw sie uns) immer näher. Wer es schaffte, geduldig und ruhig mit der Kamera sitzen zu bleiben, konnte die Regenpfeifer teils auf wenige Meter beobachten und ablichten.
Die fotografischen Ergebnisse fielen dementsprechend bei allen überragend aus. Drei Stunden lang gingen wir bei wunderschönem Wetter mit den Mornellregenpfeifern auf Tuchfühlung, dann mussten wir uns schon an den Abstieg machen, um noch rechtzeitig den letzten Bus zu erwischen.
Dabei fiel uns noch wie ein Geschenk ein Mauerläufer, den wir auf zehn bis zwanzig Meter in einer Felswand beobachten (und fotografieren) konnten, quasi «vor die Füsse». Trotzdem erreichten wir unseren Bus pünktlich und gönnten uns in Flims eine Zwölferpackung Eis. Auf der langen Zugfahrt zurück nach Zürich wurden dann die Beobachtungen und Fotografien lebhaft nachdiskutiert und herumgezeigt.
Alle anwesenden Natrixler werden diese Exkursion sicherlich in bester Erinnerung behalten; nicht nur wegen der rund zwanzig «Mornis» die sich immer wieder neugierig an uns heranwagten, sondern auch dank unserem noch zu erwähnenden «Beifang», einem Steinadler, einem Schneefinken, ein paar Alpenbraunellen, Misteldrosseln und dem oben bereits erwähnten Mauerläufer. Nun blicken wir alle mit viel Vorfreude auf unsere nächsten beiden Anlässe, das traditionelle «Birdrace» am 6. September und die Exkursion an den Klingnauer Stausee in drei Wochen.