Dieses Jahr stand für Ende Februar etwas ganz grosses auf dem Jahresprogramm – ein gemeinsames grosses Jungorniwochenende mit (fast) allen grossen ornithologischen Jugendgruppen der Schweiz. Unter Federführung der Jugendgruppe Natrix organisierten die Groupe des Jeunes de Nos Oiseaux (unser Pendant in der Romandie mit mehreren lokalen Ablegern), sowie die Bebbi Babbler (unser Pendat aus Basel) dieses Wochenende. So trafen sich also am Samstag, 23. Februar, 35 topmotivierte Jungornis aus der gesamten Schweiz. Davon knapp die Hälfte französischsprachig – donc, on continue en francais… 😉
Nonon, juste une petite blague: wer den Bericht auf Französisch lesen möchte, kann dies in der Zeitschrift “Le Héron” der Groupe de Jeunes (ab jetzt GdJ) machen, die im Herbst erscheinen wird – eine tolle Lektüre!
Wir waren also 35 Personen, die sich in Romanshorn trafen. Nachdem wir uns alle begrüsst hatten, ging es in Richtung Yachthafen – Inseli. Dort hielt sich nämlich schon seit ein paar Tagen ein recht fotogener Austernfischer auf: Wir entdeckten ihn alsbald, vorerst schlafend auf dem Steg, der zu den Luxusyachten führte. Wir trauten unseren Augen nicht recht, als er plötzlich aufflog, in unsere Richtung flog und sich schliesslich 2 Meter vor Selina, Alina und Noémie niederliess. Er beäugte die drei ein paar Sekunden mit schräg gehaltenem Kopf, schien sie dann als nicht feindseelig einzustufen und suchte fortan vor ihren Füssen nach Nahrung. Auch alle anderen konnten sich heranschleichen. Den Austernfischer kümmerte dies wirklich überhaupt nicht und einigen kam er sogar bis auf 30 cm nahe, so dass manch jemand ab der Naheinstellgrenze der Objektive leise seufzte. Eine fantastische Beobachtung! Nach dem sicher einstündigen Fotoshooting und unzähligen vom Austernfischer genüsslich verspeisten Regenwürmern gingen wir auf den Zug nach Arbon.
Bon appétit – wie unsere welschen Freunde zu sagen pflegen… 😉
Video: Merlin Hochreutener
In Arbon warteten viele tolle Arten darauf, von uns entdeckt zu werden. So zum Beispiel eine der beiden Uferschnepfen, die diesen Winter am Bodensee überwinterten. Bisher sind nur ganz wenige Überwinterungen in der Schweiz bekannt. Nachdem auch diese ausreichend fotografiert wurde, entdeckten wir noch weitere spezielle Arten. Im Schlick am Ufer stocherten einige Bekassinen nach Nahrung und unter den vielen Lachmöwen konnten wir eine unauffällige Schwarzkopfmöwe im 2. Kalenderjahr ausmachen. Auch zwei Singschwäne waren anwesend. Speziell war auch ein Bläss- x Teichhuhn-Hybrid. Diesen bekommt man nicht so häufig zu Gesicht.
Kurz darauf entdeckte jemand unter den Schwarzhalstauchern einen Ohrentaucher. Diesen zu beobachten war aber eine Knacknuss – kaum war er im Fernrohr eingestellt, tauchte er ab und musste erneut gesucht werden. Er machte es uns wirklich schwer – dafür entdeckten wir, als wir gebannt auf das Auftauchen des Ohrentauchers warteten, noch ein Zwergsägerweibchen. Auch dieses war sehr schwierig zu beobachten und tauchte immer wieder ab. Nach etwa einer halben Stunde haben es dann aber schliesslich alle geschafft, sowohl Zwergsäger als auch Ohrentaucher durchs Fernrohr beobachten zu können. Ein paar wenigen gelang sogar die Simultanbeobachtung zweier Ohrentaucher – d.h. es waren sogar zwei, aber dennoch machte es das nicht einfacher, sie zu beobachten… 😉
Danach teilten wir uns in drei Gruppen auf. Eine ging nach Triboltingen, wo am Morgen Léo zwei Thorshühnchen beobachtet hatte. Das Thorshühnchen konnte leider nicht mehr entdeckt werden, aber das Ermatinger Becken wartete mit 15 Blässgänsen, einer adulten Mantelmöwe, Singschwänen, Mittelsäger und vielen Grossen Brachvögeln auf sich.
Die zweite Gruppe ging nach Egnach und danach nach Rorschach. In Egnach machten die vielen Wellen und die schlechter Sicht Probleme. In Rorschach dann konnten aber viele Möwen beobachtet werden: Mehrere Steppen-, eine Silber-, eine adulte Herings-, Mittelmeer- und von den kleineren viele Sturm- und Lachmöwen.
Die dritte Gruppe marschierte von Arbon bis nach Egnach. Auf dem Weg konnte sie noch um die 250 Grosse Brachvögel beobachten, in Egnach dann aber mit den selben Bedingungen zu kämpfenwie die zweite Gruppe.
Danach gingen wir alle zusammen in die Unterkunft in Egnach, wo wir unsere Betten bezogen und uns einrichteten. Der Ausschuss der GdJ hielt noch eine Sitzung, bevor es dann hiess: Bühne frei für 8kg Fondue! Was gibt es besseres zum Znacht, wenn man im Winter einen Tag lange draussen war? …
Vollgestopft mit Käse nahmen wir nacher auf den Sofas Platz. Alle, die wollten, durften noch ihre Bilder auf Grossleinwand präsentieren oder einen Vortrag halten. Unzählige tolle Bilder und sogar ein paar Zeichnungen bekamen wir zu Gesicht. Herauszuheben auch Sylvain, der von der sehr erfolgreichen Reise der Bebbi Babbler nach Marokko berichtete, wo sie viele tolle Vögel, Säuger und Reptilien beobachten konnten.
Alle, die nach dem vielen Käse noch Platz im Magen für Dessert hatten, konnten noch einen Berliner geniessen. Danach fielen viele schon müde ins Bett. Ein paar blieben aber noch länger wach und tauschten sich mit den anderen Jungornis aus.
Am nächsten Morgen hiess es schon früh, nämlich um 6:30 Uhr, Tagwache. Nach einem ausführlichen Zmorgen (wiederum für alle, die nicht immer noch satt vom Fondue waren… 😉 ) putzten wir das Haus. Toll, wie speditiv und effektiv dies erledigt wurde. Der Vermieter meinte bei der Hausabgabe, man merke gar nicht, dass wir hier gewesen seien, so blitzblank sei alles geputzt…
Danach gingen wir alle ins Ermatinger Becken. Dort konnten wir die bekannte adulte Mantelmöwe beobachten. Danebst gab es auch noch Mittelsäger, drei Singschwäne sowie 2 Brandgänse. Die am Vortag noch anwesenden 15 Blässgänse schienen leider das Weite gesucht zu haben. Als es nichts mehr zu entdecken gab, machten wir noch ein Gruppenfoto.
Danach verteilten wir uns alle der Seetaucherstrecke entlang. Highlights waren viele Prachttaucher sowie knapp 30 Rothalstaucher. Darunter waren einige sogar schon am balzen! Auch nicht eine alltägliche Beobachtung in der Schweiz. Auch zwei Samtenten und viele Mittelsäger (darunter auch einige balzende Ind.) konnten wir noch entdecken.
Den Abschluss für alle, die nicht schon früher nach Hause gingen (gerade die Romands hatten ja einen langen nach Hauseweg z.T. bis nach Genf…), bildeten in Kreuzlingen bei tollem Abendlicht eine Schwarzkopfmöwe, Steppenmöwe sowie eine Bekassine und ein paar Löffelenten.
Zu Ende ging ein durchs Band gelungenes Wochenende. Auch nächstes Jahr werden wir wieder einen gemeinsamen Anlass mit den anderen Jugendgruppen machen. Wie die Zusammenarbeit genau ausschauen wird, ist noch nicht ganz klar – wir haben aber schon einige tolle Ideen. Man darf auf jeden Fall gespannt sein! 🙂