BirdLife-Sommerlager 2020 im Engadin

Montag, 27. Juli

Um 09:45 trafen sich die 14 Lagerteilnehmenden beim Treffpunkt am Züricher HB. Nach der dreistündigen Zugreise kamen wir im grossen Lagerhaus in La Punt an. Da Merlin schon einen Tag früher angereist war, stand die feine, (salzige 😉, heeeee “perfekt gewürzte!”) Pasta schon bereit. Nach dem Zmittag machten wir eine erste Exkursion in dem nahegelegenen Wald. Dort spielten wir lustige Kennenlernspiele, und die Leiter erklärten und ein ‘Chlüpperli-Spiel’, das die ganze Woche dauern sollte:

Zwei Chlüpperli (Wäscheklammern) sind dabei – selbstverständlich gut sichtbar – innerhalb der Gruppe im Umlauf und jeden Abend wird kontrolliert, bei wem sich die beiden befinden. Das ‘gute’ sorgt bei der jeweiligen Person für eine Belohnung, wie z. B. ein zusätzliches Dessert. Das ‘schlechte’ sollte man jedoch versuchen, von sich fernzuhalten, um später der ‘Strafe’ (z.B. den anderen das Essen servieren) zu entgehen.

Doch leider hatte Merlin das zweite/schlechte Chlüpperli schon vor Beginn des Spiels verloren und so konnten wir gar nicht richtig starten. Am Ende der Exkursion haben wir Bartgeier, Steinadler, Felsenschwalbe sowie Spuren eines Dreizehenspechtes gesehen und einige Fichtenkreuzschnäbel gehört.

Die Felsenschwalben brüteten wohl an einem der vielen Ferienhäuser.
Foto: Elias

Während die einen unseren Znacht vorbereiteten, spielten die anderen Spiele oder fotografierten draussen. Da Alina heute Geburtstag hatte, gab es Kuchen für alle – für Naima sogar zwei Stücke, weil sie am Ende des Tages das gute Chlüpperli hatte 😉.

Bericht: Alina & Jolan

Dienstag, 28. Juli

Mit einer solch friedlichen Stimmung lässt es sich leichter aufstehen:

Wir hatten super Glück mit dem Wetter in dieser Woche!
Foto: Leon Brüniger

Nach dem Frühstück sind die Wäscheklammern für das Spiel wieder in Umlauf gekommen, und der Tag begann mit einer Zugfahrt in Richtung Morteratschgletscher. Schon recht am Anfang unserer Wanderung konnten wir Tannen- und Alpenmeisen beobachten. Unterwegs sahen wir noch diverse weitere Vogelarten, und von Dominic lernten wir Vieles über Gletscher, Moränen und das Tal. 

Und da soll noch jemand sagen, die Klimaerwärmung gebe es nicht… Noch vor 5 Jahren reichte der Glescher im Sommer bis zum Standort, wo jetzt die Tafel mit der Markierung 2015 steht.
Foto: Merlin Hochreutener

Bei der nächsten Trinkpause gab es viel Gelächter, weil Dominic die böse Wäscheklammer trotz mehrfachem Auf- und Zumachen des Rucksacks übersehen hatte. Nach der Trinkpause gingen wir weiter. An den Überresten des Gletschers angelangt waren wir fasziniert von den herunterfallenden Steinen. Nach einem leckeren Picknick gingen einige mit den Füssen ins kalte Gletscherwasser. Bloss Merlin übertrieb und tauchte gleich darin herum. Auf dem Rückweg nahmen die meisten den Zug, aber fünf wanderten zurück nach Surovas. Diese Gruppe konnte noch Flussuferläufer und Flussregenpfeifer, mehrere Steinadler, zwei Bartgeier sowie einen Wendehals beobachten! Auch viele Braunkehlchen und ein Familienverbund Birkenzeisige liess sich super beobachten.

Auf dem Rückweg konnten wir auch noch einen jungen Buchfinken beobachten, der bei einem Brunnen Wasser trank und zwischendurch immer wieder vom adulten Männchen gefüttert wurde. Dann sperrte er seinen Schnabel jeweils gaaaaaanz weit auf… 😉

 

Leider blieb auch der Schlüssel fürs Lagerhaus bei der Wandergruppe zurück, und als Selina anrief, nahm Merlin wie folgt ab: «Oh, hallo Schlüssel…» (Dass Merlin die Schlüssel aus Versehen mitgenommen hatte, kam ihm 1 Sekunde vor dem Annehmen des Anrufes in den Sinn. Seine Gedanken waren also völlig dem Schlüssel gewidmet 😉 ). Schlussendlich öffnete uns der Hausmeister die Türe. Nach einigen Problemen mit Zugverbindungen waren wieder alle da. Am Abend wurde nach dem Essen noch eine grosse Runde ‘Werwölfle’ gespielt.

Bericht: Ilona & Selina M.

Mittwoch, 29. Juli

Heute Morgen um 07:00 Uhr klingelte der Wecker, und eine etwas speziellere Exkursion wartete auf uns. Wir mussten dafür aber nur eine Station mit dem Zug fahren. Nach Ankunft in Bever eilten wir zum Inn, wo unser Guide – Schlangenexperte Marcello aus Bever – bereits auf uns wartete. Bei Bever wurde der Inn renaturiert und das Flussbett aufgeweitet. Der alte Damm war das zu Hause von zahlreichen Kreuzottern. Bevor die Bagger kamen und den alten Damm abtrugen, wurden über 100 Kreuzottern eingefangen und an anderen sicheren Standorten wieder ausgesetzt. Heute ist das Flussbett des Inns wieder sehr breit, der Fluss kann einigermassen frei mäandrieren und auf den Kiesbänken brüten Flussuferläufer und Flussregenpfeifer. Es wurden auch zahlreiche neue Steinhaufen und ähnliche Strukturen geschaffen, um der Kreuzotter ein neues Zuhause zu bieten.

Nach dieser spannenden Ausführung über das Projekt spazierten wir zusammen mit Marcello durch das Gebiet und entdeckten viele im Mittelland leider sehr selten gewordene Vogelarten, wie z. B. Braunkehlchen, Feldlerche oder Flussuferläufer. Zur Überraschung konnten wir auch einen Eisvogel beobachten – eine seltene Art im Oberengadin.

Auch Braunkehlchen haben hier erfolgreich Nachwuchs aufgezogen.
Foto: Marc

Bevor wir den Inn überquerten, kamen wir in ein sehr interessantes Gebiet für Schlangen. Auf einem Suchbild mussten wir alle Schlangen finden. Es waren insgesamt 7, zum Teil sehr gut versteckt, die sich im Frühling an diesem Ort ganz nahe beieinander in der Sonne aufwärmten. Sehr eindrücklich. Marcello erzählte uns auch, dass er an diesem Ort vor einigen Jahren von einer Kreuzotter gebissen wurde und wegen des Giftes anschliessend ins Spital musste… Wenn man die Schlangen aber nicht fängt oder ihnen nicht zu nahe kommt, ist die Gefahr, gebissen zu werden, so gut wie inexistent. Meistens sind die Schlangen verschwunden, bevor wir sie überhaupt sehen.

Wir begaben uns in das nächste für Schlangen interessante Gebiet. Nachdem wir jedoch erfolglos nach Kreuzottern gesucht hatten, verschwand allmählich unsere Hoffnung, überhaupt noch eine zu sehen. Wir waren bereits auf dem Rückweg, als wir ein totes Braunkehlchen entdeckten, welches über einem kleinen Loch lag. Das gab uns Hoffnung, da wir als Täter eine Kreuzotter vermuteten. Zwei Minuten später kam plötzlich der Schlangenexperte mit einer Kreuzotter aus dem Busch! Mit langen doppelten Handschuhen konnte er sie einfangen. Damit wir sie noch etwas besser beobachten konnten, legte er sie einige Meter vor uns ins Kies. Wir hielten natürlich immer 2 Meter Sicherheitsabstand (für einmal nicht coronabedingt 😉 ). Es war sehr toll, diese faszinierende und so schön fein gemusterte Kreuzotter zu beobachten.

Ein prächtiges Buchfinkenmännchen.
Foto: Marc

Erschöpft machten sich alle ausser Malik, Livio und Dominic auf zum Bahnhof. Die drei Sportlichen wanderten bis zum Lagerhaus und konnten einen Bruchwasserläufer beobachten, während die anderen gemütlich mit dem Bus reisten.
Zum Znacht gab es Grilliertes an einem schönen See in der Nähe des Lagerhauses. Nach der Dämmerung machten wir uns schon auf den Weg zurück zum Lagerhaus. Jene, die noch nicht erschöpft waren, machten sich spät am Abend noch auf eine Uhuexkursion und wurden mit den Bettelrufen eines Jungvogels belohnt. Früher oder später schliefen dann alle mit tollen Erinnerungen an diesen abwechslungsreichen Tag ein.

Bericht: Marc, Elias & Malik

Donnerstag, 30. Juli

Heute Morgen sind wir nach dem Frühstück ins Val Trupchun gefahren.

Um eine halbe Stunde Zeit zu sparen, entschieden wir uns für eine exklusive Fahrt mit dem Zügli 😊
Foto: Elias

Dort wurde uns die Big-11-Listen ausgeteilt. Auf dem Weg zur Alp Trupchun bestand unsere Aufgabe darin, möglichst viele dieser Tierarten zu finden. Nach vielen Pausen, in denen wir die Alpwiesen und Felswände nach Tieren abgesucht hatten, kamen wir auf der Alp an. Beim Picknick rannten plötzlich alle wie gestört herum, griffen nach Fotoapparaten & Ferngläsern: Eine riesige Herde Rothirsche (wir konnten über 400 Individuen zählen!) war am gegenüberliegenden Hang am Horizont zu sehen.

Es waren mindestens 400 Tiere, die erst rannten und dann zu grasen begannen. Wir hatten schon zuvor einige gesehen, doch so viele hätten wir nicht erwartet. Auch Gämsen und Steinböcke hatten wir beobachtet und Steinadler & Bartgeier waren herumgeflogen. Tannenhäher hörte und sah man überall, auch Tannenmeisen gab’s viele. Die Wasseramsel hörte aber nur eine Gruppe.

Nach einem leckeren Glacé ging’s wieder heim. Am Abend begann es, heftig zu gewittern. Nach dem Reste-Essen gab’s noch eine leckere Schoggicrème.

Bericht: Ladina & Livio

Freitag, 31. Juli

Nach einem leckeren Frühstück fuhren wir mit zwei kleinen Bussen auf den Albula-Pass hinauf. Nach einer halsbrecherischen Fahrt kamen wir endlich oben an. Wir rochen die frische Bergluft und liefen dann los. Nach kaum fünf Minuten erspähten wir neben einigen Ringdrosseln eine mindestens fünfköpfige Hermelinfamilie.

Die neugierigen Tiere näherten sich uns auf wenige Meter!
Foto: Marc

Nach ungefähr 400 Fotos (pro Person…) verschwanden sie in ihren Löchern und wir brachen auf. Auf dem Weg zum Gipfel hörten wir noch mehrere Bergpieper und sahen einen kleinen Frosch. Es war heiss, und fast auf dem Gipfel angekommen, machten wir noch eine kurze Znünipause für den Endspurt.

“Dauert nicht mehr lange bis zum Zmittag 😉
Foto: Leon Brüniger

Wieder mit ein bisschen getankter Energie wanderten wir auf den Gipfel, auf welchem wir die Gegend gut sahen. Gesättigt vom mitgebrachten Lunch bewegten wir uns den Berg hinunter. Es war ziemlich steil und rutschig. Auf der Alpwiese hatte es mehrere schöne Blumen, aber auch Ringdrosseln und Zippammern. Im Tal war es dann wieder heiss, und der Schweiss lief uns den Rücken hinunter. Die einen kühlten sich am Bach, die anderen an einer Pfütze ab. Feucht kamen wir am Bahnhof an und warteten zehn Minuten. Im Zug hatte es ein festinstalliertes Memory, welches wir knapp noch fertigspielen konnten, bevor wir wieder aussteigen mussten. In Samedan angekommen, feuerten mehrere Leute Knallkörper ab, welche uns erschraken. Wie vom Knall angelockt, sauste auch schon der Bus auf uns zu, und wir fuhren bis nach La Punt. Da gingen wir noch zum Volg, wo wir uns ein Eis kauften. In der Packung hatte es erstaunlicherweise anstatt zehn sogar 11 Glacés!
Nach dem Znacht hatten wir im Lagerhaus freie Zeit zur Verfügung, bis wir wieder an den kleinen See in erreichbarer Nähe gingen. Dort spielten wir nochmal Werwölfle und Fangis, einige fotografierten aber auch die Reiherentenfamilien.

Kein Wunder, dass die Reiherentenküken ein begehrtes Fotomotiv sind…
Foto: Marc

Danach gab es Aprikosen mit Schlagrahm und Oreos zum Dessert. Zu guter Letzt spielten wir in später Dämmerung das letzte Fangis der Woche und schlenderten gemütlich in der Dunkelheit zum Lagerhaus zurück. Etwas traurig ging jeder seinen Weg, denn der zweitletzte Lagertag ging schon zu Ende.

Bericht: Johanna & Severin

Ein wunderschöner Abschlussabend!
Foto: Elias

Samstag, 01.08.

An diesem Morgen mussten wir sogar etwas früher aufstehen, als wir von den letzten Tagen gewöhnt waren. Der heute Tag wurde nämlich genau so anstrengend: Das gesamte Haus musste geputzt werden… Weil aber alle tatkräftig mitgeholfen hatten, blieb uns am Schluss genügend Zeit übrig, um gemütlich einige Spiele zu spielen, oder die ums Haus vorkommenden Mauersegler zu fotografieren.

Für ein Leben in der Luft geboren! Die Mauersegler.
Foto: Elias

Die Heimfahrt nach Zürich war wegen ausfallenden Klimaanlagen weniger gemütlich – ausser für jene natürlich, die noch ein bisschen im Engadin blieben 😉.
Nun ist wieder eine wunderschöne Woche zu Ende gegangen… Mit unserer coolen Truppe hatten wir es bei den vielen Exkursionen und Spielen immer lustig. In unsere Hände gespielt hat auch das Wetter, dass sich nur von seiner besten Seite gezeigt hatte. Mit all dem, was wir in dieser Zeit gemeinsam erlebt haben, werden wir sie super in Erinnerung behalten!